+++Statt Gewalt, Verantwortung und Vertrauen zeigen.+++

Teil 2
Ein Kommentar zum Beitrag „Sangerhausen muss gewaltfrei bleiben, auch von polizeilicher Gewalt.“


Pfingstmontag wurde ein politisches Exempel statuiert, die Dramaturgie stand fest, die polizeitaktische Umsetzung war nur eine Frage des Zeitpunktes: 24. oder 31. Mai. Dass die Polizei die betroffene Person aussuchte, ist Zufall, es hätte jeder andere auch sein können. Dass die operative Entscheidung auf einen 70-Jährigen viel, ist schäbig.
+++Reaktion der Öffentlichkeit.+++
„Es gibt immer eine Alternative“ setzt Annette Müller auf der gestrigen 3. Stillen Demonstration auf dem Marktplatz in Sangerhausen nach und verurteilte die Polizeiattacke. Die Kritik geht aber viel tiefer, nämlich gegen die Merkel-Argumentation, ihre Politik sei „alternativlos“. Das bürgerliche Sangerhausen ist aufgebrochen, mehr als 500 Leute zeigen Charakter und Herzensblut, darunter sehr viele der jüngeren Generation.


Die MITTELDEUTSCHE ZEITUNG hat über die Prügelattacke am 26. Mai informiert, blieb aber weit unter dem durchschnittlichen journalistischen Niveau. „Irritierende Bilder“ betitelte sie den Artikel und keiner weiß, was daran irritierend ist. Wenn drei Polizisten kniend auf einem weißhaarigen Mann liegen, ist das nicht irritieren, sondern eindeutig.
Ein Tag später ruderte die Redaktion einen Schritt zurück und sprach nur noch von einem „Vorfall“. Framing nennt man das im Neudeutsch, eine eindeutige Prügelszene wird in das Deutungsmuster „irritierend“ gestellt und so kommentiert. Immerhin fand man tags zuvor zu der Fragestellung „war der Einsatz gerechtfertigt? Die Unsicherheit im journalistischen Umgang mit der Prügelattacke kann der regionalen Qualitätspresse auf der Stirn abgelesen werden.


+++Landtags- und Landratskandidaten schauen weg.+++
Die Mitteldeutsche Zeitung veröffentlicht seit Wochen Statements der Kandidaten für den Landtag und den Landratsposten. Die Anfrage, wie der Polizeiübergriff bewertet wird, hätte den Bewerbern um ein politisches Amt gestellt werden können. Weit gefehlt, denn wo keine Frage, da keine Antwort.
Schaut man sich die Medienprofile der politischen Wettbewerber an, wird verständlich, warum man zu keiner Stellungnahme bereit ist, denn es gibt keine. Korrekterweise muss ich die AfD-Kandidaten von dem Vorwurf freistellen. Es ist die Zeit des Wegschauens, denn wenn kommentiert wird, könnte das Wählerstimmen kosten. Diese Gesichter sind ausdruckslos und ohne Herzenswärme. Die Begriffe Charakter und Charisma passen ohnehin nicht dazu.


Immerhin hat sich Sven Strauß gemeldet, zwar nicht über sein Medienprofil, aber in einem Post. Ich erspare mir eine Kommentierung und möchte den obersten Hirten der Sangerhäuser Bürgerschaft, den OBER-BÜRGER-MEISTER einfach zitieren:


„Eine Wertung des Polizeieinsatzes kann ich nicht abgeben.“

Das Volk spürt fehlenden Herzensmut, die faktischen Fehler im Verhalten Einzelner. Hier kann etwas nicht stimmen, wenn man wegschaut oder sich kein Urteil bilden kann.

+++

Wie kann diese Sprachlosigkeit und fehlende Fähigkeit zur Urteilsbildung entstehen? Ist der Merkelismus nach 16 Jahren Regentschaft soweit auch in die Regionalebene eingedrungen, dass die Gesichter ausdruckslos und ohne Herzenswärme bleiben? Oder kann es sein, dass in der heutigen Bundesrepublik zu viel DDR steckt?

Die Suche nach der Antwort will ich den mündigen Facebook-Leser nicht abnehmen, denn Denken ist die erste Bürgerpflicht.
Ich denke, allen ehrlichen Menschen aus dem Herzen zu sprechen, Sangerhausen muss gewaltfrei bleiben, auch vor Polizeigewalt.

Ihr Andreas Gehlmann
MdL, Sprecher Energiepolitik

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