Interview mit der Landratskandidatin Cathèrine Kayser zu dem CDU-Vorschlag Umbau SMG

Onlineredaktion:

Frau Kayser, In der Mitteldeutsche Zeitung vom 12.01.2021 wird dem CDU-Landratskandidaten Andrè Schröder umfangreicher Platz eingeräumt, seine Vorschläge zum Umbau der Standort-Marketinggesellschaft (SMG) öffentlich zu machen.

Cathèrine Kayser:

Egal aus welcher Position ich antworte, das mediale Verhalten der Mitteldeutschen Zeitung halte ich für problematisch. Dem CDU-Kandidaten wir eine Vorrangstellung eingeräumt, die den anderen Kandidaten verwehrt wird. Auf einer halben Zeitungsseite wird der CDU-Kandidat für seine Kandidatur medial vorbereitet. Wer zuerst informiert, ist immer in einer vorteilhaften Position und die hat die Mitteldeutsche Zeitung dem CDU-Kandidaten verschafft. Wenn ein Blatt das Denken der Leser in eine bestimmte Richtung lenkt, dann nennt man das neudeutsch Framing.

Onlineredaktion:

Die Einrichtung einer SMG ist unter den deutschen Landkreisen eher eine Ausnahme und Mansfeld-Südharz besitzt diesen Vorteil. Das ist doch generell positiv zu bewerten?

Cathèrine Kayser:

Mansfeld-Südharz verfügt über das Privileg, das andere Landkreise nicht haben. Andere Landkreise, Kommunen und Städte vermarkten sich selber. Wer ein Privileg besitzt, muss sich besonders beweisen. Gemessen an der Vermarktung des Industriepark Mitteldeutschland (IPM) und dem Gewerbegebiet Rothenschirmbach fällt der Nachweis sehr kritisch aus. Der IPM liegt im 13 Jahr seiner Existenz und er hat sich nicht um einen Spatenstich entwickelt. Neun Jahre nach Gründung der SMG ist es längst überfällig, die Frage nach der weiteren Existenz zu stellen.

Onlineredaktion:

Der CDU-Kandidat schlägt eine Umwandlung der SMG in eine Projektgesellschaft vor, die praktisch eingreifen soll. Das hört sich doch gut an?

Cathèrine Kayser:

Und dafür ist der CDU-Vorschlag auch gedacht, er soll sich gut anhören, denn die Stimmung der Wähler soll in eine bestimmte Richtung gelenkt werden. Der Wurm muss dem Fisch schmecken. Gehen wir sachlich heran, denn eine Projektgesellschaft ist in mehrfacher Sicht problematisch.

Warum? Eine Projektgesellschaft kann und darf in Ablaufprozesse der Wirtschaft, der Kommunen, der Kreisverwaltung und dem Land Sachsen-Anhalt projektgestaltend nicht eingreifen. Bestenfalls liegen die Möglichkeiten in einer Koordination zwischen den Schnittstellen, die leider aus alleiniger Kraft nicht funktionieren. Ich nehme an, dass der CDU-Kandidat den Gedanken verfolgt, daraus eine ausgelagerte Wirtschaftsabteilung der Kreisverwaltung zu machen, mit Fremdfinanzierung über Fördermittel, mit direktem und ständigem Zugriff und als „Blitzableiter“ bei Fehlleistungen. Das ist eine Mogelpackung.

Onlineredaktion:

Die SMG war doch in den 9 Jahren ihrer Existenz nicht ganz erfolglos oder sehen Sie das anders?

Cathèrine Kayser:

Natürlich hat sich die SMG entwickelt. Nachdem die Gesellschafter erkannt haben, dass ein Volljurist nicht die geeignete Chefbesetzung ist, hat der damalige Landrat einen Marketingkenner auf den Posten gesetzt. Unter seiner Leitung ist der Weg zur Suche nach dem Markenkern des Landkreises und die Vermarktung des Tourismus auf den Weg gebracht worden. Richtiger Weg. Das Problem war und ist bis heute die fehlende Akzeptanz, die eher an einen Flickenteppich erinnert. Partikularismus sei als Stichwort genannt. Dass dieser Kurs noch nicht abgeschlossen ist, zeigt die einseitige Orientierung auf den Kulturtourismus (Rosarium und Luther) und nicht auf den Aktivtourismus.

Onlineredaktion:

Welche Chance räumen Sie der SMG ein? Was würden Sie in den ersten einhundert Tagen machen?

Cathèrine Kayser:

Ich sehe die Chance der SMG die Möglichkeit einzuräumen, über den Zeitraum von 3-4 Jahren ihre eigentliche Funktion als Gesellschaft zur Vermarktung des Standortes Mansfeld-Südharz zu beweisen. Mit den Kommunen würde ich auch reden, um die Akzeptanz zu erhöhen. In der derzeitigen Corona-Krise und die Folgen werden uns noch Jahre beschäftigen, ist es entscheidend, die bestehende Wirtschaft zu stärken, insbesondere den Einzelhandel zu unterstützen. Wenn uns in dieser prekären Situation der Mittelstand im Handwerk und der Einzelhandel in unserer Region wegbricht, verlieren wir unsere solide Basis, die wir in den vergangenen Jahren mühevoll aufgebaut haben. Jetzt in der Krise kann sich die SMG durch ihr Handeln beweisen. Als Public-Relation-Instrument, wie es der CDU-Kandidat gerne sehen würde, bleibt die SMG ungeeignet.

Onlineredaktion:

Herzlichen Dank für das Gespräch.

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