+++Der Elefant Automobilindustrie ist angeschossen. Pandemie und Energiewende überlagern die Rezession.+++

Die Rezession zeigte sich ab 2018. Die deutsche Industrieproduktion war bereits um 6 % gefallen und die deutsche Automobilindustrie um 20 %. Energiewende und das Corona-Konjunkturpaket haben doppelte Wirkung, sie verstärken und schwächen die Rezession. Darauf reagiert die Wirtschaft mit der Konsequenz, tausende hochwertige Arbeitsplätze abzubauen und Fertigungsketten ins Ausland zu verlagern. Betroffen ist auch die Automobilindustrie in den Neuen Bundesländern.

+++Automobilindustrie baut Beschäftigung ab und antwortet so auf die Pandemie.+++

Was geschieht mit einem angeschossenen Elefanten? Wie lange der noch rennt und was der macht, kann keiner wissen. So ähnlich stellt sich die Frage jetzt bei der deutschen Autoindustrie. Als Folge jener Diskussion um Diesel und Grenzwerte, das Corona-Konjunkturprogramm und die hohen Aufwendungen für die Elektromobilität reagieren darauf die Automobilhersteller. Erwähnt sind einige aktuelle Beispiele:

– Die Firma Ifa aus Sachsen-Anhalt hatte die ersten finanziellen Schwierigkeiten überwunden, bis die Corona-Krise kam. Jetzt muss der Zulieferer Beschäftigte in Deutschland, Polen, China und den USA entlassen.

– Der viertgrüßte Automobilzulieferer Mahle beginnt mit der Umsetzung seines angekündigten Personalabbaus: Für die beiden deutschen Standorte in Gaildorf (Baden-Württemberg) und Freiberg (Sachsen) sieht der Konzern keine Perspektive mehr und plant deren Schließung.

– Gusswerke Leipzig stellt den Betrieb Ende September 2020 ein. Die Traditionsgießerei hat vor allem Motorblöcke für VW, Scania und Deutz herstellt. Die Corona-Pandemie war der Dolchstoß auf den Geschäftsbetrieb und hat die Suche nach Investoren zum Erliegen gebracht. 400 Mitarbeiter verlieren ihre Jobs.

– Volkswagen will bei seiner Lkw- und Bustochter MAN in Deutschland und Österreich bis zu 9 500 Stellen streichen und damit Milliarden einsparen. Der Standort Plauen könnte gar geschlossen werden – rund 150 Arbeitsplätze stehen hier auf dem Spiel.

+++Die Folgen der Pandemie sind größer als Corona selbst.+++

Und die Automobilindustrie hatte unter dem Lockdown besonders zu leiden, ihre globalen Absatzmärkte kollabierten, Fabriken wurden geschlossen, die Produktion stillgelegt, Händlerbetriebe zugesperrt, Zulassungsstellen dicht gemacht. Kurz gesagt, es kam zum Lockdown in Produktion und Beschäftigung. Besonders schwer getroffen waren vor allem kleine und mittlere Zulieferunternehmen, sowie automobilnahe Selbständige und Dienstleister.

Die Bundesregierung hat milliardenschwere Programme in Gang gesetzt, um die Folgen der Corona-Krise auszugleichen. Mit dem deutschen 1,3-Billionen-Euro-Rettungsschirm, den EU-Rettungspaket über 540 und 750 Milliarden und den von der Bundesregierung verabschiedeten 130-Milliarden-Euro-Corona-Konjunkturpaket will man auch die wirtschaftliche Rezession unterdrücken, die sich vor Corona abgezeichnet hatte. So soll verhindert werden, dass die angestauten Probleme des letzten Jahrzehnts nicht durch die Energiewende und Corona-Krise verstärkt werden.

Doch der Schuss ging nach hinten los. Die Automobilindustrie hoffte Angang Mai auf dem „Autogipfel“ eine eine staatliche Abwrackprämie für Diesel und Benziner (Corona-Prämie) und ging leer aus. Vergeblich war auch die Hoffnung, mit einer Autokaufprämie für Verbrenner im Konjunkturpaket rechnen zu können. Jedoch setzte das 130-Milliarden-Konjunkturpaket auf eine stärkere Förderung von Elektroautos. Die Bundesregierung kippt das Kind mit dem Bade aus und schuf ein bürokratisches Monster, dass das Zeug hat, die wichtigste Industrie des Landes zu vernichten. Die zur notwendigen Eindämmung verhängten staatlichen Maßnahmen haben zu massiven Einbrüchen geführt.

+++Der Bumerang ist geworfen.+++

Die üppigen Corona-Hilfen sorgen aber auch dafür, dass unprofitable Unternehmen, die während einer Rezession überlicherweise aus dem Markt ausscheiden, am Leben bleiben. Ein gewollter marktstabilisierender Effekt, mit den Nebenwirkungen, dass die Kapitalentwertung kaum stattfindet und die finanziellen Möglichkeiten für technologische Erneuerungen einfach nur fehlen. Auf diesen Bumerang können wir noch warten.

Der Elefant ist angeschossen und es ist eine Frage der Zeit, um zu wissen, wie lange er laufen kann und wann er liegen bleibt. Inzwischen haben die Angestellten der Zulieferindustrie in den Neuen Bundesländern den Preis zu zahlen. Ein Preis, der höher ist als das Coronavirus.

Andreas Gehlmann, MdL, Sprecher Energiepolitik

https://ga.de/news/wirtschaft/ueberregional/autozulieferer-ifa-streicht-hunderte-jobs-weltweit_aid-51631373

https://www.handelsblatt.com/unternehmen/handel-konsumgueter/luftfahrt-ringen-um-5100-deutsche-jobs-beginnt-airbus-sucht-weg-aus-existenzieller-krise/26210942.html

https://www.handelsblatt.com/unternehmen/industrie/autozulieferer-mahle-schliesst-zwei-werke-in-deutschland/26216426.html

https://www.automobilwoche.de/article/20200922/NACHRICHTEN/200929981/letzter-halberg-guss-nachfolger-gusswerke-leipzig-machen-ende-september-dicht

https://www.tag24.de/nachrichten/regionales/sachsen/nachrichten-vogtland/man-werk-in-plauen-droht-die-schliessung-150-mitarbeiter-bangen-um-ihre-jobs-1643888

https://www.haz.de/Nachrichten/Wirtschaft/Niedersachsen/Continental-schliesst-Werk-in-Muehlhausen

https://www.thueringer-allgemeine.de/regionen/eisenach/ueber-150-entlassungen-zulieferer-schliesst-sein-werk-in-thueringen-id227083297.html

https://www.thueringer-allgemeine.de/wirtschaft/hunderte-entlassungen-im-eichsfeld-befuerchtet-id225326521.html

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