+++Corona-Krise ist Vorgeschmack auf Energieblackout+++

+++Corona-Krise ist Vorgeschmack auf Energieblackout. Durch Corona-Krise werden Klimaziele erreicht.+++

Gibt es zwischen der Corona-Krise und der Klima- und Energiepolitik einen Zusammenhang? Auf den ersten Blick eher nicht, aber bei genauerem Hinsehen fallen zwei Aspekte besonders auf.

1. Die Folgen der Maßnahmen zur Eindämmung des Corona-Virus ab 15.03.2020 machen deutlich, welcher Preis durch die Wirtschaft- und Zivilgesellschaft zu zahlen ist. Und wir stehen erst am Anfang, denn die Maßnahmen werden vorerst bis 20.04.20 Gültigkeit haben.

Das Ausmaß eines über mehrere Tage oder gar Wochen andauernden Stromausfall ist um ein Mehrfaches größer. Unsere Vorstellungskraft reicht nicht aus, die Corona-Krise ist nur ein Vorgeschmack auf einen möglichen energetischen Blackout.

2. Die Klimaziele der Bundesregierung werden durch das Einfrieren der Gesellschaft erreicht. Nachlassende Personenbeförderung, Verkehrsrückgang infolge des Konjunktureinbruchs und Rückgang der industriellen Nachfrage nach Strom und Erdgas lassen die Emissionen sinken. Der milde Winter und die folgenden Winterstürme haben die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien ansteigen lassen. Wir werden in den nächsten Wochen erleben, wie sich der CO2-Anteil reduziert, klimaneutrale Dörfer und Ortsteile, wie Wolfsberg und Stolberg gibt es heute schon. Die Mitteldeutsche Zeitung vom 25.03.2020 gab den vorsichtigen Hinweis „In Stolberg ist alles tot“.

+++Stromentwicklung vor der Corona-Krise vom 08.03.-15.03.2020.+++

Eine Woche vor Ausbruch der Corona-Krise sind noch keine Anzeichen im Strommarkt zu spüren. Der Markt tickt nach seinen Regeln, Angebot und Nachfrage regeln den Preis und das EEG-Gesetz regelt die vorrangige Einspeisung der regenerativen Energien. Fossile Energieproduzenten fahren demzufolge ihre Leistung hoch oder runter, je nachdem, ob der Wind weht und die Sonne scheint. Interessant ist jedoch für diese Woche, dass Deutschland das Stromüberangebot billig verkauft und der Stromimport teuer erkauft werden musste. Allem Anschein nach, eine normale Woche.

***Sonntag, der 08. März***
Die Windstromerzeugung läuft, die Sonne scheint. Beide Energien müssen bevorzugt in das Stromnetz eingespeist werden, Deutschland produziert zu viel Strom, der nur zu Niedrigpreisen verkauft werden kann. Tagsüber liegt der Anteil der erneuerbaren Energieträger bei 66,91%, gegen Abend sinkt die Windstromerzeugung und die konventionellen Kraftwerke müssen den Ausgleich sichern.

***Montag, der 09. März***
Der Strombedarf steigt am Montag an, aber Wind und Sonne bleiben aus. Deren Anteil an der Stromerzeugung liegt bei 43,48%. Die konventionellen Energien werden hochgefahren, doch zu spät, es kommt früh zu einer Deckungslücke, ähnlich am späten Nachmittag. Teure Stromimporte gleichen den Bedarf aus.

***Dienstag, der 10. März***
Die Windstromerzeugung zieht an, die Sonne scheint zu wenig. Im Stromexport können in den Vormittagsstunden 30 €/MWh erzielt werden. Der Tagestiefstpreis lag bei knapp 5 €/MWh. Der Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung lag bei 67,65%, davon Windstrom 55,88%, Sonnenstrom 1,76%, Strom Biomasse/Wasserkraft 10,00%.

***Mittwoch, der 11. März***
Gestern wurden noch fast 5 €/MWh zum Tagesende erzielt. Zu Beginn des 11. März wird Strom verschenkt. Erst um 4:00 Uhr steigt der Preis wieder an und erreicht um 8.00 Uhr einen ersten Höhepunkt. Der Anteil der erneuerbaren Energieträger an der Gesamtstromerzeugung beträgt 66,24%.

***Donnerstag, der 12. März***
Es fließt viel zu viel Strom in den Markt, Sonnenstrom ergänzt den Windstrom. Deutschland muss Strom verschenken. Ein Rückgang der Windstromerzeugung und ein Strommehrbedarf ist zu erwarten, die Folge ist, die konventionellen Stromerzeuger fahren ihre Produktion nicht runter. Die Kalkulation war richtig, dennoch entstand zwischen 18.00 und 19.00 Uhr eine Unterdeckung. Strom musste zu Höchstpreisen eingekauft werden. Der Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung lag bei 73,10%.

***Freitag, der 13. März***
Freitag, der 13. war ein Tag mit viel Wind und viel Sonne. Der Mehrstrom wurde zum Niedrigpreis verkauft, am Abend lässt der Wind nach, eine Stromunterdeckung konnte nicht verhindert werden, die konventionellen Kraftwerke kamen zu spät. Der Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung betrug 69,51%.

***Samstag, der 14. März***
Die Sonne scheint, die Energie fließt, die Windstromerzeugung zieht in den Vormittagsstunden wieder an, die regenerativen Energieträger erzeugten 20% der benötigten Energiemenge. Der Tageswert der erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung lag bei 52,17%.

+++Redispatch erhöht Risiko eines Blackout.+++

Um das ständige Hoch- und Runterfahren der konventionellen Energieerzeuger in der 11. Kalenderwoche zu erklären, ist es wichtig zu wissen, dass die Netzfrequenz bei 50 Hertz stabil bleiben muss. Es darf nicht zu viel und nicht zu wenig Erzeugungsleistung im Netz vorhanden sein. Stromerzeugung und -verbrauch müssen sich also jederzeit die Waage halten, um einen Blackout zu vermeiden. Das ist die Gratwanderung.

Durch die vorrangige Einspeisung von Wind- und Sonnenenergien sind zusätzliche Abregelungen und Redispatch-Maßnahmen notwendig. Das sind Eingriffe in die Fahrweise von Kraftwerken, Engpassmaßnahmen, wenn im Energienetz etwas nicht stimmt. Das Risiko eines Stromblackout erhöht sich in dem Maße, wie viele Redispatch-Maßnahmen notwendig sind. Es ist ein ewig währender Balanceakt.

Zusatzinformation für Neugierige: Das aus-zu-regelnde Energievolumen lag 2011 noch bei 2,5 TWh, stieg mit 2016 auf 12 TWh und 2017 auf über 18 TWh. Das ist die reine Energieseite. Die Kostenseite stieg ebenfalls sprunghaft nach oben und zwar von 41 Mio € (2011), auf 411 Mio € (2015) auf etwa 1 Milliarde € (2017). Kosten, die auf den Strompreis übertragen werden.

+++Corona und Strommarkt in der 11. Kalenderwoche.+++

In der Woche vom 08.03. bis 15.03.2020 hat sich die Corona-Krise noch nicht auf den Strommarkt ausgewirkt. Der CO2-Ausstoß im Strommix senkte sich nur leicht ab und zwar von 239 g/kWh (08.03.20) auf 229 g/kWh (15. 03.2020). Über das Jahr gesehen, dürfte Deutschland seine Klimaziele erreichen. Die Treibhausgasemissionen würden vermutlich weit unter dem Vergleichswert von 1990 liegen. Die Auswertungen der Daten wird erst ab Sonntag, den 15.03.20 interessant, dem Tag mit dem Beginn der ersten einschneidenden Krisenmaßnahmen. Darüber werde ich in einer Woche berichten.

Heute möchte ich mich von Ihnen etwas anders verabschieden.

Bleiben Sie neugierig.
Bleiben Sie rational.
Bleiben Sie gesund.

Andreas Gehlmann, MdL, Sprecher Energiepolitik

Quelle:

https://www.agora-energiewende.de/service/agorameter/chart/power_generation/08.03.2020/14.03.2020/

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