+++Sangerhausen im Wandel der Zeit.+++

+++Sangerhausen im Wandel der Zeit. 1945 bis 2050. Zu den Folgen der Energiewende.+++ (Teil 1)

In der Tat haben Kupferbergbau und der Einsatz fossiler Energieträger vorbildlich und entscheidend die wirtschaftliche Entwicklung im Osten Deutschlands und der Stadt Sangerhausen geprägt. Mit der politischen Wende ab1990 setzte jedoch eine massive Deindustrialisierung und damit ein Energierückbau ohnegleichen ein. Dieser Prozess soll mit der Energiewende bis zur endgültigen CO2-freien Wirtschafts- und Lebensweise 2050 fortgeführt werden.

+++Mit der Industrialisierung stand Sangerhausen in der Blüte seine Geschichte. 1945 bis 1990.+++

Die Industrialisierung der einst agrarisch geprägten Region um den Südharz setzte vor 1945 ein. Der Anschluss der Eisenbahn und die Entstehung industrieller Produktionsstätten prägten diese Zeit. Nach 1945 übernahm Sangerhausen dann die Rolle eines wirtschaftlichen Zentrums. Staatliche geförderte Industrieansiedlungen und der wiederbelebte Kupferbergbau verlangten nach ständigem Einsatz fossiler Energieträger und die wiederrum förderten die weitere Industrialisierung. Kupferbergbau, Maschinenfabrik, Mammut Brauerei, Feilenfabrik und das Käsewerk waren wichtige industrielle Standorte mit Ausstrahlung und der Folge, dass die Bevölkerung bis auf 33.000 Einwohner wuchs. Mit mehr Energie wuchs der Wohlstand. Geplant waren 40.000 Einwohner und eine wirtschaftliche Neuorientierung, wie die Produktion von Konservendosen. Sangerhausen war eine aufblühende, quirlige und lebendige Stadt.

+++Von dem Strukturbruch ab 1990 hat sich Sangerhausen bis heute nicht erholt.+++

Der Zusammenbruch der DDR bedeutete einen massiven Strukturbruch mit all seinen Konsequenzen. Sangerhausen musste lernen ohne Bergbau, MAFA und Käsefabrik zu leben. Die MIFA als damaliges Vorzeigeprojekt fristet noch heute – nach der 3. Insolvenz und einen Schaden von 7 Millionen Euro für den Steuerzahler – ein karges Dasein. Qualifizierte Fachkräfte wanderten in Regionen mit deutlich größerer Industrialisierung und einem höheren Energiebedarf ab. Die Einwohnerzahl sank auf 19.829 (2017) mit eingemeindeten Ortsteilen auf 28.138. Die Stadt überalterte. Sangerhausen stand als Klischee für ostdeutsche Städte und als das ZDF 2009 sie zur „Hauptstadt der Arbeitslosen“ machten fand die Stigmatisierung seinen traurigen Höhepunkt.

Der Rückbau der Industrie führte zu einem deutlich geringeren Energiebedarf. Der CO2-Ausstoß ging durch die Deindustrialisierung zwischen 2009 und 2018 sogar zurück und zwar um ein Prozent. Sangerhausen hat sich von einer einst blühenden und pulsierenden zu einer inhaltlosen Kleinstadt ohne eigenen Markenkern entwickelt.

+++Nach dem Strukturbruch kommt die Dekarbonisierung. 2020 bis 2050.+++

Mit Beschluss des Bundestages (2020) steigt Deutschland aus der Braunkohle aus. Der Ausstieg ist folgenschwer für Mansfeld-Südharz und Sangerhausen. 4.000 Arbeitsplätze in der Region sind direkt und indirekt davon betroffen und werden bis 2038 abgebaut. Die Umstellung der fossilen Energiewirtschaft auf eine kohlenstofffreie Wirtschaft (Dekarbonisierung) hat folgenschwere Auswirkungen auf die Lebensperspektive von Land und Leuten in und um Sangerhausen.

Der Masterplan des Landkreis Mansfeld-Südharz soll diesen Prozess bis 2038 mit bisher 49 Maßnahmen staatlich steuern und den Verlust werthaltiger Arbeitsplätze kompensieren. Immerhin stehen Mansfeld-Südharz mit dem Kohlerevier im Saalelandkreis 4,5 Milliarden Euro zur Verfügung. Das sind je Landkreis ca. 120 Millionen Euro pro Jahr.

Kann es gelingen, mit dem Masterplan an die Entwicklung der 60er und 70er anzuknüpfen, als Sangerhausen als lebendige, prosperierende Kleinstadt von den Leuten erlebt wurde?

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Diese Frage werde ich im Teil 2 beantworten und darstellen, warum zwischen Ladesäulenanbietern und traditionellen Tankstellen ein mörderischer Wettbewerb entstehen wird und welche Auswirkungen auf den Grundstücksmarkt zu erwarten sind. Wird es zu einer weiteren Abwanderungswelle kommen und welche Folgen hat die Energiewende auf die Ortsteile?

Andreas Gehlmann, MdL, Sprecher Energiepolitik

Quellen:

Fallstudie im Rahmen des Projekts „Stadtkarrieren in peripherisierten Räumen“ (2009-2011), Fallstudien Sangerhausen

https://www.mansfeldsuedharz.de/datei/anzeigen/id/50790,1154/masterplan_strukturwandel_mansfeld_suedharz_v1.0.pdf

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